Die Katzen-Fußball-Weltmeisterschaft


In unregelmäßigen Abständen verabredet sich meine Altherrenmannschaft zum Fußball. Natürlich nur, wenn ich nicht zuhause bin. Das stelle ich mir etwa so vor:

Big Mäc zu Bommel:  „Da drüben in der Küche liegen kleine rote Bälle für uns!“
Bommel zu Joschi:  „Wir sollen in der Küche mit den roten Bällen spielen!“
Joschi zu Möhrchen: „Hä? Ich versteh nur rote Bälle und spielen, Möhrchen!“
Möhrchen:  „Fußball! Spielen wir Fußball!“
Dickes:  „Tätärätä! Die Meisterschaft ist eröffnet!“

Ohne Probleme landet der erste rote Ball von der Küchenarbeitsplatte auf dem Steinfußboden. Als Tor wird der fehlende Schrank bzw. die Aussparung zwischen Spüle und Herd ausgesucht, obwohl die Spieler ganz genau wissen, dass man Bälle, die dort verschwinden, niemals wiedersieht. Aber der Vorrat an roten Bällen scheint groß genug zu sein.

Mit einem gekonnten Abschuß eröffnet Katjes das Spiel. Er spielt den Ball Möhrchen zu. Der übernimmt ihn lässig mit einer Kralle. Das hätte er nicht tun sollen! Jetzt hat der Ball ein Loch, aus dem eine zähe Flüssigkeit auf den Küchenboden tropft. Sie hat eine leicht klebrige Konsistenz und verursacht Unbehagen unter den empfindlichen Fußballfüßen. Das Spiel wird unterbrochen, noch bevor es richtig begonnen hat. Das Reinigungspersonal wird gerufen. Der Boden wird mittels Hundezunge gründlich gesäubert. Ein neuer Ball wird organisiert. Es geht weiter.

Dickes schießt aus spitzem Winkel am leeren Tor vorbei. Er hat Wollflusen in den Augen, weil er bis eben verbotenerweise auf Dosis Mohairpulli rumgetrampelt hat. Big Mäc kann es nicht fassen. Er übernimmt den Ball, durchpflügt das Mittelfeld und schießt – Latte! Beziehungsweise Schublade. Big Mäc wird wütend. Er kickt wild um sich. Boing! Joschi kriegt einen Ball gegen den Kopf. Er wacht auf und ist erstaunt. Bis er begriffen hat, was hier vor sich geht, ist das Spiel schon wieder in vollem Gange. Joschi duselt wieder ein. Sven G. stürzt! Sven G. wird von der heranrollenden Meute überrannt! Das Spiel ist einfach zu aggressiv und brutal für den kleinen chronisch kranken Kater! Dickes ist am Ball. Der Kater hat eine Bärenkraft, seine Schüsse sind gefürchtet. Und auch jetzt setzt er an… und Schuß… viel zu hoch. Die Wollflusen….  Der rote Ball klatscht gegen die frisch geputzte Fensterscheibe, saugt sich fest und läuft dann im eigenen Saft die Scheibe runter. Mit einem Seufzer bleibt er unten kleben. Ein frischer Ersatzball muß her.

Der neue Ball ist nicht richtig rund und muß erst auf das Spiel eingestimmt werden. Er wird unter den Flickenteppich gekickt und in Form gestampft. Danach ist die Luft aus ihm raus und er ist völlig platt. Die austretende Flüssigkeit wird glücklicherweise vom Teppich aufgefangen.

Der nächste Ball ist perfekt. Er hat eine feste rote Außenhaut, eine Krallenresistenz III. Grades und durch seine Leichtbauart Flugeigenschaften wie kleine tote Spitzmäuse. Katjes läuft zur Hochform auf. Der schlanke, rabenschwarze Kater mit der ebenso rabenschwarzen Seele war im Sommercamp und hat Dribbling mit rohen Hühnereiern trainiert. Das macht sich nun bemerkbar. Geschickt schiebt er den Ball mit leicht schräg gehaltener Pfote vor sich her. Und… Ecke! Und zwar genau die Ecke, wo die Küchenzeile endet. Der Ball bleibt aufgespießt auf der Abschlußkante stecken. Schade. Jedenfalls verliert er keine Flüssigkeit und stört dort nicht weiter.

Big Mäc wird ausgesucht, den nächsten Ball zu holen. Aber es ist kein Ball mehr da. Der Schlüssel dreht sich im Schloß. Die Fußballmannschaft erstarrt. Teamchef Katjes erteilt knappe Befehle. Alle verbrauchten Bälle einsammeln und durch das Loch im Sockel entsorgen! Ja genau das Loch, wo auch die Mäuse immer reingestopft werden! Und dann in Reih und Glied hinsetzen! Camping vorm Napf! Und lächeln!

„Na Ihr Süßen! Habt Ihr Euch gelangweilt? Ach, was hab ich gut erzogene Katzen! Warten schön geduldig auf ihr Futter! Gleich gibt’s Euer Lieblingsfutter und Putenbrust-Stückchen! Und für uns mache ich einen Salat. Kalle, weißt Du, wo die Cherry-Tomaten sind?“




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